Wo einst Ritter oder ein Bundesrat wohnten ...

Die Geschichte von Schloss Schauensee ist nicht bis in die Anfangszeit restlos geklärt. Verlässliche Quellen für die Entstehungsgeschichte fehlen weitgehend.

Die erste Erwähnung datiert aus dem Jahr 884. Atha und Chrimhild mit Tochter Witherada schenkten alle ihre Besitzungen von CHRIENTES dem Kloster im Hof zu Luzern. Schenkungen von Ländereien oder eben Schlössern an Kloster waren in der Zeit durchaus üblich. Es ging um den Erhalt kirchlicher Macht – oder um die «Mitgift» für die Unterbringung von Töchtern in Klostergemeinschaften.

Die erste urkundliche Erwähnung von Schloss Schauensee stammt aus dem Jahr 1287 mit Ritter Rudolf von Schauensee, der am Schloss einen Turm anbauen liess. Dies deckt sich auch mit den Ergebnissen von Untersuchungen der Bausubstanz. Die wissenschaftlichen Analysen im Jahr 2022 ordneten den Bau des Turmes exakt dem in der Schweiz historisch wichtigen Jahr 1291 zu.

Der Rest des Schlosses stammt nachweislich aus einer späteren Zeit. Das Schloss als solches stand sicher schon früher, wurde aber um 1300 mit Ausnahme des Turmes komplett zerstört. Es war damals die Zeit der Blutrache, als Königin Agnes von Ungarn den Tod von König Albrecht in Windisch rächte. In der Zeit der Freiheitskriege (Eidgenossen gegen Österreicher) wurde auch Schloss Schauensee zerstört und steht damit indirekt in Verbindung mit der Schlacht von Morgarten im Jahr 1315 und der Mordnacht von Luzern im Jahr 1333, als sich habsburgertreue Stadtbürger gegen den Waldstätterbund auflehnten.

Für die folgenden 200 Jahre fehlen Quellen fast gänzlich. Es ist davon auszugehen, dass das Schloss als Ruine weitgehend ungenutzt war. Erst der Kauf der Liegenschaft durch den «baulustigen» Junker Hans von Mettenwyl (Luzerner Stadtbaumeister, Hauptmann in niederländischen Diensten) brachte wieder Leben auf Schloss Schauensee. 1595 baute er die Ostseite des Schlosses neu auf. Die Westseite blieb vorerst vermutlich eine Art Scheune («hölzernes Laubenwerk»).

In diesem Stadium ging das Schloss an die Luzerner Familie Anderallmend über. Im Familien-Stamm von Mettenwyl hatten die männlichen Nachkommen gefehlt. Sohn Josef Anderallmend zog als Vogt im Schloss ein und bildete damit quasi die erste «Gemeindeverwaltung» - wenngleich ohne demokratische Legitimation. Er war sehr unbeliebt und wurde im Jahr 1682 im Rahmen der «Bauernkriege» von Krienser und Horwer Bürgern vom Schloss vertrieben. Sie schleppten dabei die Kapellenglocke ins Dorf, um Sturm zu läuten. Der Vogt war weg – die Familie Anderallmend jedoch blieb auf Schloss Schauensee.

Tochter Maria Barbara heiratete später Franz Meyer, Vogt von Rothenburg und Verwalter der Schlossgüter Heidegg. Dieser Teil der Familie nannte sich fortan «Meyer von Schauensee». Franz Leonz Meyer von Schauensee baute das Schloss nach 1750 zur heutigen Form aus: Er erweiterte den Bau um 2 Geschosse, womit auch der Festsaal mit der prächtigen Rundsicht über den Vierwaldstättersee entstand.

1835 kam das Schloss Schauensee durch Tausch in ein Fideikommiss der Familien Pfyffer von Altishofen, Balthasar und Fleckenstein. Die Familie tauschte die Schlossliegenschaft dabei gegen Land in Weggis. Ein Fideikommiss ist eine Familienstiftung, deren Besitzer das Schloss als Liegenschaft zwar bewohnen und nutzen, nicht aber veräussern oder verschenken durften.

Das Schloss kommt unter Zwangsverwaltung aufgrund von offenen Gläubigerforderungen, bleibt aber bis 1963 im Besitz der Familie Meyer von Schauensee und wird fremdvermietet. 1923 muss es notsaniert werden. Verschiedene Verkäufe Cheminée, Bibliothek) sollen Mittel bringen für den aufwändigen Schlossunterhalt.

Bis 1963 blieb das Schloss in der Folge im Besitz der Familie Meyer von Schauensee. Es war immer wieder bewohnt durch illustre Persönlichkeiten der Stadt Luzern und diente als privater Wohnsitz.

  • Franz Josef Leonti: 1720 – 1789 – Komponist, unter anderem Taloper Engelberg
  • Franz Bernhard: 1763 – 1848 – Helvetischer Justizminister (Bundesrat)
  • Ludwig Rudolf Meyer von Schauensee: Direktor Luzerner Kantonalbank
  • Louise Meyer von Schauensee: 1829 – 1902 – Schriftstellerin «Der Sturm auf den Vierwaldstättersee»
  • Ernst Brunner, schillernder «Banquier»

1962 verbreitete sich in Kriens das Gerücht, das Schloss solle verkauft werden, um einer Bebauung des «Schlosshogers» Platz zu machen. Während sich die Juristen darüber stritten, ob ein Fideikommiss überhaupt verkauft werden könnte, schien der Verkauf am 12. Januar 1963 an die private St. Galler BELSA AG beschlossen. Der Verkaufspreis betrug 1.5 Millionen Franken. Das kantonale Parlament hatte sich nun mit der Frage zu beschäftigen, ob es genügend Gründe hab, das Fideikommiss aufzuheben.

Im traditionsbewussten Kriens regte sich dagegen Widerstand. Am 13. Februar 1963 fand im damaligen Hotel Pilatus eine öffentliche Versammlung statt, an der ein Aktionskomitee unter der Leitung von Dr. Alxeander Wili gegründet wurde. Dieses wollte der Familie Meyer ein Kaufangebot für das Schloss machen, das exakt jenem der privaten St. Galler Käuferschaft entsprach. Um diesem Willen Ausdruck zu verleihen, organisierte das Komitee einen Bittgang nach Luzern, als die Auflösung des Fideikommiss im Grossen Rat zur Absegnung traktandiert war.

Es war eine eindrückliche Willensbekundung der Krienserinnen und Krienser. Musikkoprs und Vereine hatten klare Anweisungen erhalten, um den Bittgang nach Luzern geordnet ablaufen zu lassen (Beitrag Schweizer Fernsehen). Schülerinnen und Schüler hatten an jenem Samstag schulfrei – waren hingegen verpflichtet, am Bittgang teilzunehmen. Und im grossen Fahnenmeer der Vereinsdelegationen wurden drei Trauerbanner miegtragen, um der Trauer um den drohenden Verlust des Schlosses Ausdruck zu verleihen.

Am 28. April 1963 stimmte die Krienser Bevölkerung über den Kauf von Schloss Schauensee ab. Mit 1'885 Ja-Stimmen und 550 Nein fiel das Ergebnis klar aus. Kriens kaufte das Schloss Schauensee – als Geldanlage, Naherholungsort, Teil der Skiabfahrt vom Pilatus und als Landreserve.

Das Schloss wurde in der Folge saniert. Es wurde ein Verein gegründet (Pro Schauensee), der sich für Erhalt und Belebung des Schlosses einsetzte. Erste Aktivität war das Schlösslifest, aus dem 180'000 Franken für die Renovation erwirtschaftet wurden. 1965 wird das Schloss unter Denkmalschutz gestellt.