Vom Herrschaftssitz reicher Luzerner zum Krienser Wahrzeichen

Das heutige Schloss wurde vermutlich nach Mitte des 13. Jahrhunderts als Burganlage von der Luzerner Familie Schnyder erbaut. Später zerfiel die Burg und stand rund 200 Jahre als Ruine leer. Erst um 1595 wurde sie vom Luzerner Hans von Mettenwil erworben und als Landschloss neu aufgebaut. Über die Besitzer Feer (1599-1604), Segesser (bis ca. 1644) und Anderallmend (ca. 1644-1749) gelangte das Gut 1749 an die Familie Meyer, die sich seither «Meyer von Schauensee» nannte. Sie erweiterte das Schloss 1750 im Ostteil, nutzte es vor allem als Sommersitz und wandelte es 1835 in ein Familienfideikommiss (Familienstiftung) um.

Seit 1963 ist Kriens Besitzerin des Schlosses Schauensee. Die Übernahme geht zurück auf die Intervention der Krienser Bevölkerung. Diese wehrte sich, als 1962 der Plan in Kriens die Runde machte, der Schlosshügel solle verkauft und bebaut und das Schloss deshalb verkauft werden. Die Juristen waren sich aber nicht einig, ob der Besitz eines Fideikommiss‘ überhaupt verkauft werden könne. Trotzdem wurde am 12. Januar 1963 der Verkauf an die private St. Galler BELSA AG für einen Verkaufspreis von 1.5 Mio. Franken beschlossen. Der Grosse Rat in Luzern hatte den Verkauf zu bewilligen.

Einen Monat später formierte sich im traditionsbewussten Kriens der Widerstand gegen den Verkauf. An der Spitze des Widerstands stand Dr. Alexander Wili. An einer öffentlichen Versammlung im Hotel Pilatus wurde ein Aktionskomitee gegründet. Der Gemeinderat beschloss darauf, den Erwerb des Schlosses selber anzustreben. Mit dem Kauf wollte Kriens ein Stück Heimat bewahren, das Schloss und das Land im Sinne einer Geldanlage erwerben. Gleichzeitig wollt die Gemeinde auch die Nutzung des Schlosshogers als Schlittelhang und Skiabfahrt von der Krienseregg sowie als Naherholungsort für spätere Generationen sichern.

Das Angebot wurde mit einem «Marsch nach Luzern» bekräftigt. Die damals überbrachte Bittschrift hängt noch heute im Eingangsbereich. Rund 2‘000 Krienserinnen und Krienser marschierten am 9. März 1963 vor das Luzerner Regierungsgebäude, um sich für den Verkauf des Schlosses einzusetzen. Der «Bittgang» war tags darauf sogar in der Sendung «Antenne» des Schweizer Fernsehens prominentes Thema.

Es wirkte: Am 28. April 1963 kam es in Kriens zur Volksabstimmung. Das Krienser Stimmvolk stimmte mit 1'885 JA gegen 550 NEIN zu, dass die Gemeinde die gesamte Schlossliegenschaft selber kaufen dürfe. Seither befindet sich das Schloss Schauensee im Besitz der Stadt Kriens.

Bilder vom Schlossmarsch im Jahr 1963